Nachhaltigkeit am Werk

Merle Dickopp, die Nachhaltigkeitsmanagerin des Studierendenwerks Osnabrück, teilt ihre Motivation und die Entwicklung des ersten Nachhaltigkeitsberichts für eine zukunftsfähige Ressourcennutzung.

Merle Dickopp steht in einem Gang im Studierdendenwerk, eine Hand hat sie locker an einem Türrahmen.

Ein Bericht von Nachhaltigkeitsmanagerin Merle Dickopp

Im Studierendenwerk Osnabrück gewinnt das Thema Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. Ziel ist es, Prozesse und Angebote zukunftsfähig zu gestalten und einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu fördern. Im Folgenden gibt Merle Dickopp, seit Februar 2024 Nachhaltigkeitsmanagerin im Studierendenwerk, einen persönlichen Einblick in ihre Motivation, Ziele und den Weg zum Nachhaltigkeitsbericht 2023.

Ich bin Merle Dickopp und seit Februar 2024 als Nachhaltigkeitsmanagerin im Studierendenwerk Osnabrück tätig. Mein Ziel? Nachhaltig ganzheitlich denken – ökologisch, sozial und wirtschaftlich und dabei innovative Lösungen entwickeln, die langfristigen Mehrwert schaffen.
Für mich bedeutet Nachhaltigkeit nicht nur Verantwortung, sondern auch Chancen: für das Studierendenwerk, unsere Mitarbeitenden und alle Studierenden in Osnabrück, Vechta und Lingen. Deshalb lade ich euch ein, mich auf dem Weg zum Nachhaltigkeitsbericht 2023 zu begleiten.

1. Vorbereitung

Wie ich bei der CSRD durchblicke
Studierendenwerke sind zwar nicht berichtspflichtig, doch es gibt viele gute Gründe, freiwillig einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen:

  • Transparenz & Vertrauen: Wir zeigen, wo wir stehen und wie wir uns weiterentwickeln.
  • Erwartungen erfüllen: Stakeholder wie Hochschulen und Studierende fordern nachhaltiges Handeln.
  • Reputation & Zukunftssicherheit: Ein proaktives Nachhaltigkeitsmanagement macht uns wettbewerbsfähiger.
  • Strukturierte Weiterentwicklung: Durch die Berichterstattung machen wir Fortschritte sichtbar und gezielt steuerbar.

Ob Mensaverpflegung, studentisches Wohnen oder soziale Angebote – ein Nachhaltigkeitsbericht hilft uns, Nachhaltigkeit strategisch und messbar zu verankern.


Wer sind unsere wichtigsten Stakeholder?
Das Studierendenwerk ist ein zentraler Bestandteil des Hochschullebens. Damit wir unsere Aufgaben gut erfüllen können, arbeiten wir mit vielen Partnern zusammen. Zwei Gruppen stehen dabei besonders im Fokus:

  • Studierende – Unsere Hauptzielgruppe: Sie nutzen unsere Angebote und geben uns wertvolles Feedback.
  • Mitarbeitende – Das Rückgrat der Organisation: Sie setzen Nachhaltigkeit in die Praxis um – in Mensen, Wohnanlagen, der Verwaltung und der Beratung.


Die Nachhaltigkeits-AG – Gemeinsam mehr erreichen
Nachhaltigkeit lebt vom Mitmachen! Deshalb habe ich eine Nachhaltigkeits-AG ins Leben gerufen, in der Studierende und Mitarbeitende zusammenkommen.

Hier entwickeln wir nachhaltige Projekte und tauschen Wissen aus.

2. Doppelte Wesentlichkeitsanalyse

Um herauszufinden, welche Nachhaltigkeitsthemen für uns am wichtigsten sind, haben wir eine umfassende Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt. Dazu gehören:

  • Auswirkungsanalyse: Wie beeinflusst unser Handeln Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG)?

    Ziel dabei ist es, die Nachhaltigkeitsaspekte der verschiedenen Geschäftsbereiche des Studierendenwerks zu evaluieren, um die Auswirkungen der jeweiligen Geschäftstätigkeiten auf Umwelt, Soziales und Governance (ESG) systematisch zu erfassen und zu bewerten. Dabei werden alle relevanten Geschäftsbereiche des Studierendenwerks einbezogen: Wohnen, Hochschulgastronomie, BAföG, Psychologische und soziale Beratungsstelle.

    Rahmen eines Workshops diskutierten und reflektierten Vertreterinnen und Vertreter dieser Bereiche gemeinsam, welche direkten und indirekten Auswirkungen ihre Geschäftstätigkeiten auf die ESG-Faktoren haben. Dabei haben wir positive wie auch negative Effekte betrachtet, um eine ganzheitliche Einschätzung zu gewährleisten.
  • Risikoanalyse: Welche Risiken birgt unser Betrieb im Hinblick auf Nachhaltigkeit?

    Zusätzlich zur Auswirkungsanalyse wurde eine umfassende Risikoanalyse durchgeführt, um potenzielle Risiken im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und ESG-Faktoren zu identifizieren. Dazu wurden ausgewählte Personen aus der Geschäftsführung, dem Rechnungswesen sowie aus der Bau- und Betriebstechnik in den Analyseprozess einbezogen.
  • Stakeholderanalyse: Welche zentralen Themen sind für die Stakeholder wesentlich?

    Zur Ermittlung relevanter nachhaltiger Themen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance, haben wir im Rahmen der Nachhaltigkeits-AG einen Workshop durchgeführt. Die Studierenden und Mitarbeitenden haben dabei entsprechende Themen festgestellt und diese nach Wesentlichkeit gerankt.
Diagramm: Die y-Achse sortiert die finanziellen Risiken und Chancen (Outside-In) einzelner Themen von mittel bis sehr hoch. Die x-Achse zeigt die Auswirkungen der Geschäftigkeiten (inside-Out), ebenfalls von mittel bis hoch. Demnach ist beispielsweise eine angemessene Entlohnung der Mitarbeitenden jeweils im mittleren Abschnitt einsortiert, während die Studierenden jeweils im bei beiden Achsen im sehr hohen Spektrum eingeordnet sind.

Ergebnis doppelte Wesentlichkeitsanalyse

3. Datenerhebung

Klimabilanzierung
Die Klimabilanzierung ist ein essenzieller Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie des Studierendenwerks. Sie ermöglicht die systematische Erfassung und Bewertung der Treibhausgasemissionen, die durch die Geschäftstätigkeiten verursacht werden.

Entsprechend der Scopes des Treibhausgasprotokolls ergibt sich für das Studierendenwerk folgende Einteilung:

  • Scope 1: umfasst alle direkten Treibhausgas-Emissionen
    • Direkte THG-Emissionen, z.B. Erdgas, Heizöl, Benzin in von uns selbstgenutzten Gebäuden (Mensen, Verwaltung)
    • Emissionen aus Kältemittelleckagen
    • Emissionen aus dem Fuhrpark
  • Scope 2: umfasst die energiebezogenen indirekten Treibhausgas-Emissionen
    • Indirekte THG-Emissionen, die aus der Erzeugung der beschafften Energie resultieren, z.B. Strom, Fernwärme, Dampf, Kühlungsenergie in den Gebäuden aus Scope 1 und von E-Fahrzeugen
  • Scope 3: sonstige indirekte THG-Emissionen, die mit unserer Unternehmenstätigkeit verbunden sind, z.B. Verbrauch von Energieträgern in Wohngebäuden, Bezug von Waren und Dienstleistungen, Müllentsorgung, Wasser und Abwasser, Geschäftsreisen und das Pendeln der Mitarbeitenden
    Eine erste Bilanzierung wird im voraussichtlich im April 2025 veröffentlicht.

ESRS
Aus dem Ergebnis der doppelten Wesentlichkeitsanalyse ergeben sich folgende ESRS-Themen:

Neben Allgemeinen Anforderungen (0 Datenpunkte) und Allgemeinen Angaben (193 Datenpunkte) wird im Nachhaltigkeitsbericht nach CSRD über Klimawandel (220 Datenpunkte), die eigene Belegschaft (199 Datenpunkte), Verbraucher/Endnutzer -Studierende – (64 Datenpunkte) sowie der Unternehmenspolitik (51 Datenpunkte) berichtet.
Insgesamt benötigen wir 727 Datenpunkte für die Berichterstattung nach CSRD. Diese werden bereits zusammengetragen und ausgewertet.

4. Nachhaltigkeitsbericht

Ab Januar/Februar 2025 entwickeln wir die Struktur des Berichts – visuell ansprechend, verständlich und mit einem Fokus auf das, was Studierende interessiert. Beispielsweise soll die Klimabilanz von Pommes oder Brokkoli-Nuggets anschaulich dargestellt werden.
Der fertige Bericht wird zuerst der Nachhaltigkeits-AG vorgestellt, überarbeitet und anschließend veröffentlicht – für maximale Zugänglichkeit und Transparenz.

5. Umsetzung von konkreten Maßnahmen

Beispiel: Klimakarten für Studierende in unseren Wohnanlagen

Auf Basis des fertigen Nachhaltigkeitsberichts werden wir Maßnahmen identifizieren und umsetzen.

Im September 2024 haben wir beispielsweise eine erste Maßnahme zur Sensibilisierung des Energieverbrauchs gestartet: Alle Studierenden in unseren Wohnanlagen in Osnabrück, Lingen und Vechta erhielten Klimakarten, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit anzeigen. Dazu gab es Infos zum richtigen Lüften und Heizen. Die positive Rückmeldung der Studierenden zeigt, dass bereits kleine Maßnahmen einen spürbaren Effekt haben können!

Mein Fazit

Unser Weg zum Nachhaltigkeitsbericht ist nicht nur eine Pflichtaufgabe, sondern eine Chance, Nachhaltigkeit im Studierendenwerk Osnabrück aktiv zu gestalten. Ich freue mich auf diesen Prozess – gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen!